Germania bei den German Open 2019

n der vergangenen Woche fand das alljährliche Platinum-World-Tour-Event in Deutschland (Bremen) statt-die German Open. Natürlich war dies ein Anlass für den ein oder anderen Germanen ein Zugticket zu buchen, oder ins Auto zu steigen, um sich dieses hochklassige Tischtennis-Turnier anzusehen. Mit einer Besetzung, die mit dem Niveau der diesjährigen WM mithalten konnte, war für jeden internationlen Fan etwas dabei, weshalb auch viele Nicht-Deutsche zum Zugucken angereist waren. Nachdem am Dienstag und Mittwoch die Vorrunden stattfanden begann am Donnerstag die Hauptrunde im Herren- und Dameneinzel mit dem Sechzehntelfinale. Die ersten Germanen trafen am Freitag ein, da die Woche so geschafft war und man pünktlich zu den Achtelfinals der Herren in der Halle wäre. So auch Jugendwart Rafael und ich zusammen mit zwei befreundeten TT-Spielern aus Hamburg. Am Freitagabend sahen die Zuschauer direkt das „Heimspiel“ von Patrick Franziska gegen die chinesische Nummer vier der Welt, Lin Gaoyuan. Mit reichlich Unterstützung der deutschen Fans schaffte er es den Favoriten mit 4:1 niederzuringen und brachte die Halle mit grandiosen Bällen zum Glühen. Es folgte eine Kombination aus zwei absoluten Highlights des Turniers. Während am einen Tisch das chinesische Duell aus dem Weltranglistenzweiten Fan Zhendong und dem Swedish-Open-Sieger Wang Chuqin das qualitativ vermutlich bessere Spiel war, richteten sich nahezu alle Augen auf das Spiel Timo Boll gegen Jun Mizutani. Der deutsche Rekordspieler kämpfte sieben Sätze lang gegen den japanischen Olympia-Dritten von 2016 und drehte im entscheidenen Satz einen 3:9 Rückstand um ins Viertelfinale einzuziehen. Mein Lieblingsspieler Wang Chuqin verlor allerdings in sechs Sätzen gegen den phänomenalen Fan Zhendong, welcher somit am nächsten Tag gegen Timo Boll spielen sollte. Zudem setzte sich der Weltranglistenerste Xu Xin, ebenso wie der Koreaner Jeoung Youngsik durch. Danach ging es für alle ins Hotel und natürlich auch früh schlafen, damit man am nächsten Morgen fit zu den Viertelfinals war.

Nach seinem furiosen Sieg am Vortag musste Patrick Franziska nun gegen den in letzter Zeit sehr starken Jeoung Youngsik spielen. Obwohl das Publikum in wieder nach Vorne peitschte, konnte er an diesem Tag nicht gewinnen. Trotzdem spielte er ein starkes Turnier und empfohl sich erneut für Olympia 2020. Danach folgte ein Spiel, welches exemplarisch für modernes Tischtennis war. Der 16jährige Tomokazu Harimoto spielte gegen den chinesischen Top10-Spieler Liang Jingkun. Harimoto, welcher am Freitag noch kurzen Prozess mit der Legende aus Weißrussland, Vladimir Samsonov, gemacht hatte, zog hier den Kürzeren. Zu kraftvoll waren die Topspins des bulligen WM-Teilnehmers Jingkun. Als letztes Spiel vor der Mittagspause war nun das Finale im Mixed zu sehen. Der Weltranglistenerste Xu Xin unterstrich hier erneut den allgemeinen Konsens, dass er der beste Doppelspieler der Welt ist. Nach der Mittagspause, in der vor allem Essen und Autogramme besorgt wurden, startete die deutsche Shan Xiaona in ihr Viertelfinale gegen die erfahrene Feng Tianwei. Die ersten drei Sätze fand ihre Gegnerin überhaupt nicht ins Spiel und Shan führte mit drei zu null. Allerdings ist das Spiel danach komplett gekippt, und Shan vermochte nicht den finalen siebten Satz zu gewinnen (Ergebnis: 3:4). Somit war Timo Boll der letzte heimische Athlet, der eine Chance auf eine Medaille im Einzel hatte. Doch auch hier war verdient Schluss im Viertelfinale. Sichtlich geschwächt vom Krimi gegen Jun Mizutani konnte er Fan Zhendong kaum etwas entgegensetzen. Damit stand neben Xu Xin und Liang Jingkun der dritte chinesische Halbfinalist fest. Lediglich Jeoung Youngsik würde am Finaltag die Chance haben die Dominanz aus dem Reich der Mitte zu brechen. Zuvor standen jedoch die beiden Doppel-Finals an. Zuerst bei den Damen, dem einzigen Finale an dem keine chinesichen SpielerInnen teilnhmen und sich so die Südkoreaner einen Titel sichern konnten, dann bei den Herren. In nicht mehr ganz so überraschender Manier hatten sich hier die beiden Deutschen Benedikt Duda und Dang Qiu ins Finale gespielt. Schon mehrmals hatten die beiden gezeigt, wie gut sie als Doppel funktionieren. Ihnen gegenüber stand (wie könnte es anders sein) Xu Xin zusammen mit Doppelpartner Liang Jingkun. Obwohl die beiden Deutschen den ersten Satz für sich entschieden, und das Spiel bis zum Stand von 9:9 und 1:1 in Sätzen offen hielten, gewannen die Chinesen mit dem ein oder anderen Zauberball im vierten Satz.

Und so ging auch der Samstag zuende und leutete den Finaltag der Einzelkonkurrenzen ein. Pünktlich um Zehn begann das chinesische Halbfinale zwischen Sun Yingsha und Wang Yidi, in welchem die übermächtige Sun Yingsha mit vier zu null gewann. Daraufhin beendete Xu Xin den Siegeszug von Jeoung Youngsik mit Vier zu Eins. Es folgte das vermutlich kuriosiste Match der Woche. Fan Zhendong gegen Liang Jingkun. Beim Stand von 1:1 in Sätzen hielt es der deutsche Schiedsrichter für eine tolle Idee Liang Jingkun ein halbes Dutzend Aufschläge als falsch abzuzählen, was zu großer Verärgerung beim Publikum führte. Somit bekam der starke Chinese kaum eine Chance den dritten Satz zu gewinnen. Er gewann zwar die Sätze vier und fünf, musste sich allerdings im siebten Satz geshlagen geben. Ein qualitativ atemberaubendes Spiel, dessen Ergebnis leider etwas verzerrt wurde. Somit stand das verbandsinterne Duell Xu Xin gegen Fan Zhendong fest. Zuvor musste jedoch die zweite Teilnehmerin für das Damen-Finale ermittelt werden. Die Japanerin und Ex-German-Open-Champion Mima Ito gewann hier in überzeugender Form. Also ein letztes Mal Mittagspause bevor man sich auf 100 Minuten pralles Weltklasse-Tischtennis freuen konnte. Nach über 300 (!) Tagen schaffte es der Weltranglisten- und WM-Zweite von 2017 Fan Zhendong wieder einen World-Tour-Titel zu gewinnen. Nach einem 0:1 Rückstand gewann er vier Sätze in Folge und schlug Xu Xin. Somit nahm er 30.000$ mit nach China. Im Damen-Finale wurde erneut der im Internet berüchtigte Schiedsrichter aus dem Herren-Halbfinale zum Einsatz und meldete sich mit dem einen oder anderen abgezogenen Aufschlag zurück. Doch auch in den anderen Punkten kam Mima Ito nicht richtig ins Spiel und verlor so ebenfalls mit 1:4.

Alles in allem war an diesem Wochenende aber viel beeindruckendes Tischtennis zu sehen und die Stimmung war im Vergleich zu anderen Turnieren dieser Größe sehr gut und lebhaft. Wir freuen uns, dass so viele von euch Teil dieser Veranstaltung waren und angefeuert haben.

Ein Bericht von Aaron Hahnemann

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